„Man sollte gehen, solange einen die Menschen noch mögen“

23.09.2019, 15:49 Uhr | Quelle: Aachener Nachrichten vom 21.09.2019

Gangelt Nach fast 30 Jahren als Hauptverwaltungsbeamter, davon mittlerweile 22 Jahre als hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Gangelt, wird Bernhard Tholen bei den Kommunalwahlen 2020 nicht mehr als Bürgermeisterkandidat antreten. Dies hat er am Montag seiner eigenen Fraktion und am Donnerstagabend den übrigen Gangelter Fraktionen mitgeteilt. Damit wird im kommenden Jahr der dienstälteste, hauptamtliche Bürgermeister im Kreis Heinsberg in den Ruhestand gehen.
 

„Ich habe mich schon sehr lange mit dieser Entscheidung rumgeschlagen“, sagt Tholen im Gespräch mit unserer Zeitung. „Vielleicht ja schon zu lange.“ 42 Jahre im öffentlichen Dienst gehen nicht spurlos an einem vorbei. „Das zerrt an den Nerven und an der Gesundheit. Andere haben am Freitagmittag Feierabend und können sich ausruhen, für mich beginnt dann die Arbeit erst richtig“, sagt Tholen, während er auch jetzt wieder die Termine für das Wochenende sortiert. Freizeit bleibt da keine.
 
„Abschalten, das kenne ich gar nicht. Beim Aufwachen mache ich mir Notizen, was noch zu erledigen ist. Auch im Urlaub stehe ich mit der Verwaltung in Kontakt. Das ist ein Stress, den ich mir zugegebenermaßen selbst mache, aber jetzt sind die körperlichen Reserven einfach aufgebraucht. Die Gesundheit geht vor.“ Lange Zeit konnte sich Tholen ein Leben ohne Job gar nicht vorstellen: „Ich hänge an der Tätigkeit und an der Gemeinde. Darum ist mir die Entscheidung auch so schwer gefallen. Den idealen Zeitpunkt gibt es nicht. Aber man sollte gehen, solange einen die Menschen noch mögen.“
 
In den nächsten Tagen stehen in der Gangelter CDU-Fraktion nun einige Gespräche mit möglichen Nachfolgern an. „Wenn einer dieser Kandidaten, über die wir in der Fraktion gemeinsam gesprochen haben, ja sagt, bin ich glücklich.“ Ganz unattraktiv dürfte der Posten des Bürgermeisterkandidaten in der Gemeinde Gangelt auch nicht sein. Tholen hat mit seinen Mitarbeitern in den vergangenen Jahren vieles auf den Weg gebracht. „Gangelt kann sich durchaus sehen lassen und ist schuldenfrei. Ich übergebe eine Gemeinde, die von Grund auf solide ist und viele Gestaltungsmöglichkeiten bietet. Bessere Voraussetzungen kann der neue Mann gar nicht haben.“
 
Etwa ein Jahr und ein guter Monat bleiben Bernhard Tholen noch in seinem Amt. Danach wird er sicherlich mehr Zeit für seine Frau, die fünf Kinder, zwei Hunde und zwei Katzen haben. Aber ausschließen, dass er sich auch zukünftig noch ehrenamtlich für die Projekte engagieren wird, die ihm am Herzen liegen, etwa die Ortskerngestaltung in Gangelt, will er auch nicht: „In vielen Projekten steckt unheimlich viel Herzblut. Ich bin gespannt, wie es weitergeht."