„Borkenkäferkatastrophe biblischen Ausmaßes“

03.04.2021, 14:26 Uhr

Revierförster Wolfgang von der Heiden legt im Gangelter Bauausschuss den Forstwirtschaftsplan 2021 vor. Keine gute Kunde.
 

Von Dettmar Fischer
 
Gangelt Die Tatsache, das Revierförster Wolfgang von der Heiden nicht – wie üblich – kurz vor Weihnachten den Bauausschuss der Gemeinde Gangelt besuchte, um den Forstwirtschaftsplan für das kommende Jahr vorzustellen, wird wohl nicht darauf zurückzuführen sein, dass er dieses Mal keine Geschenke mitbrachte. Wolfgang von der Heiden vertritt das Regionalforstamt Rureifel-Jülicher Börde des Landebetriebs Wald und Holz. Das Amt hat einen Betriebsleitungs- und Beförsterungsvertrag mit der Forstbetriebsgemeinschaft Selfkant, zu der auch die Gemeinde Gangelt gehört, abgeschlossen. Leider wirft der Gemeindewald derzeit keinen Gewinn ab, sondern macht Miese.
 
Der Forstwirtschaftsplan 2021 schließt mit Kosten in Höhe von 33.290 Euro ab. Lediglich Erträge von 5000 Euro stehen den Kosten entgegen. Förster Wolfgang von der Heiden betonte: „Wir haben eine Borkenkäferkatastrophe von biblischem Ausmaß“, stellte er im Gangelter Bauausschuss fest. Seit 2018 habe man in Nordrhein-Westfalen 30 Millionen Kubikmeter Schadholz registrieren müssen – bei einem normalen Jahreseinschlag von 8 Millionen Kubikmetern. Vor allem sei die Fichte vom Borkenkäfer befallen, aber auch insgesamt gehe es dem Wald nach drei extrem trockenen Jahren schlecht. „Die Bäume leiden.“ Auch ältere Eichen und Buchen seien von der Trockenheit stark betroffen. „Das alles macht uns große Sorgen.“
 
In seinem Bericht legt Förster von der Heiden dar, dass geprägt durch die bundesweite Käferkatastrophe im Forstwirtschaftsjahr 2020 nur wenige Hiebe durchgeführt werden konnten, da alle verfügbaren Unternehmer in den Hauptschadensgebieten gebunden seien. Dies werde sich vermutlich auch 2021 nicht ändern. Zudem seien insbesondere im Nadelholz, aber auch im Laubholz die Holzpreise stark unter Druck geraten. Deshalb sehe der Hauungsplan für den Gemeindewald Gangelt 2021 nur den Abtrieb von Pappeln und Kiefern vor. Aufgrund des Preisverfalls würden nur Brennholzhiebe durchgeführt, da in diesem Bereich der Preis nicht gefallen sei.
 
Auf der Kostenseite sind Maßnahmen der Verkehrssicherung in einer Höhe von 7856 Euro vorgesehen. Aufgrund der Trockenheit und des starken Spätfrostes im Mai 2020 müssen einige Waldbereiche nachgebessert werden. Inklusive der nötigen Freischneidearbeiten fallen Kosten in Höhe von 13.380 Euro an. Für den Bereich der Wegeunterhaltung, in dem nur dringend nötige Arbeiten angesetzt sind, sind 4500 Euro veranschlagt. Für die Wiederaufforstung etwa im Gemeindewald „Am Taubenberg“ in Stahe werden Esskastanie und Douglasie eingesetzt.
 
Förster Wolfgang von der Heiden hofft, dass sich der Holzmarkt innerhalb der nächsten zwei Jahre erholt. Er verwies auf die bemerkenswerte Tatsache, dass aufgrund der vorangegangenen Trockenheit trotz der anhaltenden Regenfälle der Boden in 1,80 Meter Tiefe derzeit immer noch trocken sei. Bäume wurzeln in der Regel bis zu einer Tiefe von zwei Metern.