Bodenwellen sorgen für Ärger und Lärm

28.08.2020, 14:39 Uhr | AZ vom 28.08.2020

Krach raubt Anwohnern der Straße Palz in Schierwaldenrath den Schlaf. Gutachter soll hinzugezogen werden.
 

Gangelt-Schierwaldenrath Heftige Bodenwellen in der Straße Palz in Schierwaldenrath machen den Anwohnern seit Jahren zu schaffen. Vor vier oder fünf Jahren tauchten die ersten Bodenwellen auf, nachdem in der Palz Glasfaserkabel verlegt worden waren. 15 bis 20 dieser Bodenwellen ziehen sich über den Straßenverlauf hin. Das Problem ist nicht nur das unbequeme Befahren der Straße, sondern vor allem der Lärm, der entsteht, wenn Fahrzeuge mit Ladung über die Bodenwellen fahren. Den Anwohnern reicht’s.
 
Anwohner hatten schon alles Mögliche auf der Straße gefunden, vom Müll, der auf die Kippe sollte, aber durch das Aufschaukeln des Hängers verlorenging, bis zu Materialien, die von Baustellen- oder landwirtschaftlichen Fahrzeugen fielen. Leere Lkw, die mit offener Ladeklappe über die Bodenwellen schaukeln, verursachen besonders viel Lärm. Zwei abgerissene Pkw-Anhänger wurden auch schon beobachtet.
 
Antrag im Bauausschuss
 
Wilfried Wimmers wohnt an der Palz und hat wie viele andere Anwohner das Schlafzimmer zur Straße. Da Corona den Urlaub zu Hause verbringen lässt, hätte Frau Wimmers morgens gerne mal ausgeschlafen, doch daran ist bei dem Zustand der Palz nicht zu denken. Auch Anwohnerin Brigitte Esser hält den derzeitigen Straßenzustand für unzumutbar und hatte sich vor 14 Tagen an ihre Nachbarin Ingrid Heim gewandt. Ob sie denn noch politisch aktiv sei, hatte Brigitte Esser Heim gefragt und darum gebeten, dass endlich was in der Palz passieren müsste. Da hatte Ingrid Heim ihren Antrag für die nächste Bauausschusssitzung der Gemeinde Gangelt schon fertig. Der Antrag, den Ingrid Heim im Namen der FDP-Fraktion stellte, forderte, der Rat möge beschließen, dass unverzüglich Maßnahmen ergriffen werden, die zur Beseitigung der durch die Bodenwellen in der Palz verursachten massiven Belästigungen führen.
 
Ein paar Tage vor der Bauausschusssitzung hatte sich die Gemeindeverwaltung an Ingrid Heim gewandt, mit dem Hinweis, dass die Verwaltung bereits erste Maßnahmen in 2019 ergriffen habe. Genaueres könne man ihr aber erst in einigen Wochen sagen, sie könne ja ihren Antrag bis dahin zurückstellen. Dies tat Ingrid Heim nicht. Und so wurde der Antrag im Bauausschuss behandelt.
 
Recht ausführlich legte die Verwaltung dem Ausschuss dar, was ein paar Tage zuvor noch nicht spruchreif gewesen war. Man habe in den letzten Monaten geprüft, ob die Bodenwellen den Bauarbeiten eines bestimmten Versorgers zuzuordnen seien. Glasfaser, Telekom und auch der Gasversorger hätten in der Palz Leitungen verlegt. Die Bodenwellen seien nicht einem einzelnen Versorger zuzuordnen. Leo Schroten, UB Gangelt, meinte, solche Straßenschäden habe er noch nie gesehen. Man müsse eine intensive Ursachenforschung betreiben und gegebenenfalls eine verlängerte Gewährleistung geltend machen. Die Verwaltung erläuterte, dass der nächste Schritt der schon Monate andauernden Recherchen die Beauftragung eines Gutachters sei.
 
Ingrid Heim freute sich, dass ihr Antrag nun doch noch so viel Gewicht bekommen habe. Heim kritisierte, die Informationspolitik der Gemeinde sei Teil des Problems, ihr sei kein Anwohner bekannt, der über die Aktivitäten der Gemeinde informiert wurde. Dem hielt der Ausschussvorsitzende Hans Ohlenforst (CDU), Ortsvorsteher von Schierwaldenrath, entgegen, dass die Diskussion zu den Bodenwellen im Ort schon mehrfach geführt worden sei. Und in Bezug auf die erste probeweise Ausbesserungsmaßnahme in 2019 meinte Hans Ohlenforst: „Zu sagen, das habe ich nicht mitbekommen, das glaube ich nicht.“ Schließlich sei das beauftragte Bauunternehmen einen halben Tag vor Ort gewesen. CDU-Fraktionschef Karl-Heinz Milthaler witterte hinter dem FDP-Antrag ein Wahlkampfmanöver, das er „nicht so toll“ fand. Ein wenig seltsam mute es an, wenn die Maßnahmen der Verwaltung dem Ortsvorsteher seit Monaten bekannt seien, im Ort diskutiert werden, wie er meinte, doch Anwohner davon nichts erfahren.
 
Auch wenn Bianca Krichel zu denen in der Palz gehört, die nicht so sehr von den Bodenwellen in Mitleidenschaft gezogen werden, da ihre Wohnräume nicht direkt an der Straße liegen, hätte sie sich doch über ein paar Infos zum Stand der Dinge gefreut. „Zu mir sind keine Informationen durchgedrungen“, stellt sie fest. Dies unterstreicht auch Freya Otto. Sie ist nicht nur Anwohnerin, sondern auch Ratsmitglied der SPD. Sie sagt nach vielen Gesprächen mit Anwohnern: „Mir ist niemand über den Weg gelaufen, der von der Sache Kenntnis hatte. Alle finden, die Situation ist so nicht mehr tragbar.“
 
Unterbau austauschen
 
Dass etwas passieren muss in der Palz, war wohl auch den Mitgliedern des Bauausschusses bewusst. Einstimmig beschloss man, die Verwaltung möge weiter recherchieren und im nächsten Schritt einen Gutachter beauftragen, um in einer der nächsten Sitzungen Ergebnisse vortragen zu können. Zu der in 2019 vorgenommenen Maßnahme hatte die Verwaltung in der Sitzung erklärt, dass an einer Stelle probeweise der Unterbau des Straßenaufbaues ausgetauscht wurde und sich bisher keine weiteren negativen Veränderungen eingestellt hätten. Die Kosten hätten sich seinerzeit auf rund 4000 Euro belaufen, so dass bei dieser Möglichkeit mit Gesamtkosten von 60.000 Euro zu rechnen sei, welche im Haushalt zur Verfügung gestellt werden müssten.
 
Bleibt abzuwarten, ob sich für solch eine Ausgabe eine Mehrheit finden wird, falls der Gutachter nicht doch die Möglichkeit einer Gewährleistung in Betracht zieht in Bezug auf Mängel im Zuge der Leitungsverlegung in einer Straße, die erst vor zehn Jahren instand gesetzt worden war – und zwar mit erheblichen Anliegerbeiträgen.