Große Freude auf der einen, Frust auf der anderen Seite

21.08.2020, 14:40 Uhr

Mit 87,85 Prozent wird Guido Willems mit dem deutlichsten Ergebnis im Kreis zum Bürgermeister von Gangelt gewählt. SPD weiter im Abwärtstrend.
 

VON SIMONE THELEN
 
Gangelt Die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung Gangelt waren nervös. Nicht, weil sie so gespannt auf das Ergebnis der Wahl gewartet haben, sondern deshalb, weil sie auf jeden Fall einen neuen Verwaltungschef bekommen werden. Darum ist die Nervosität auch nach diesem Wahlabend noch nicht ganz vorbei. Der CDU-Kandidat Guido Willems, hätte in Anbetracht seines Wahlergebnisses von 87,85 Prozent aller Stimmen gar nicht nervös sein müssen, er ist der am deutlichsten gewählte Bürgermeister im Kreis. Seine Erfahrung als Büroleiter von Landrat Stephan Pusch, sein engagierter Tür-zu-Tür-Wahlkampf und die Tatsache, dass er Gangelter mit Leib und Seele ist, haben ihm sicherlich viele Türen geöffnet.
 
Entsprechend gut war dann auch die Stimmung in den Kreisen der CDU-Vertreter, die sich am Sonntagabend zur Verkündung der Wahlergebnisse zunächst bei strahlendem Sonnenschein vor dem Gangelter Mercator-Hotel, dann grüppchenweise im Foyer des Rathauses eingefunden hatten. Dort war die Teilnehmerzahl auf 75 begrenzt. Dem bisherigen CDU-Fraktionsvorsitzenden Karl-Heinz Milthaler hatten die ersten drei Wahlen - Landrat, Kreistag und Bürgermeister - eher keine Sorgen gemacht. Gedrückt wurde die Stimmung zunächst allenfalls durch die bei dieser Kommunalwahl erstmals in Gangelt antretende „Die Partei“.
 
Wahlbeteiligung bei 58,16 Prozent
 
Milthaler, bevor die ersten Ergebnisse eintrudelten: „Uns wird aus dieser Richtung ein hohes Alter vorgeworfen. Dabei sind wir mitten in einem Verjüngungsprozess. Aber ich befürchte, dass uns „Die Partei“ schon zwei Sitze im Rat kosten wird.“ Dass es genau umgekehrt sein und die CDU sogar noch zwei Sitze im Gemeinderat dazu gewinnen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Die Stimmung hellte sich dann jedoch im Laufe des Abends sichtbar auf. Die CDU erzielte mit 63,37 Prozent der Stimmen ein Plus von 5,57 Prozent.
 
Die Vertreter der anderen politischen Richtungen in Gangelt, auch der SPD, die mit Christian Otto als einzige Partei einen Gegenkandidaten zu Guido Willems aufgestellt hatte, wirkten am Wahlabend gelassen realistisch. Zwar hatte sich Christian Otto im Vorfeld der Wahl schon Chancen auf einen Sieg ausgerechnet (Otto bei Vorstellung: „Wenn man es nicht wagt, weiß man nie, ob es nicht doch hätte klappen können“), aber auch ihm und seinen Parteikollegen musste in den vergangenen Wochen klar geworden sein, dass Guido Willems einen dicken Vorsprung in der Wählergunst haben würde. Die finalen 12,15 Prozent der Stimmen für Christian Otto und erst recht die schlechten 12,93 Prozent für die SPD bei der Gemeinderatswahl gaben dann aber alles andere als einen Anlass zur Freude. Die Wahlbeteiligung in der Gemeinde Gangelt lag bei 58,16 Prozent.
 
Guido Willems hatte am Wahlabend die Familie inklusive seiner Frau und den drei Kindern an seiner Seite. Deren Gratulationen und herzliche Umarmungen dürften wohl noch schwerer gewogen haben, als die aller anderer. „Bei einem solchen Ergebnis kann man nur glücklich sein. Mein Gefühl war ohnehin positiv, aber das ist jetzt ein echter Vertrauensvorschuss der Wählerinnen und Wähler.“ Natürlich sei es auch eine gewisse Bürde, nun die großen Erwartungen, die an ihn gestellt werden, zu erfüllen. „Aber ich freue mich auf die Aufgabe. Und die Arbeit beginnt ja jetzt erst so richtig.“
 
So groß wie die Freude bei der CDU, so groß war schließlich die Enttäuschung des SPD-Kandidaten Christian Otto. „Wir haben geschafft, was wir auch in den letzten Jahren geschafft haben: Wir sind weiter nach unten gerutscht.“ Damit, sich gegen Guido Willems als Bürgermeister zu behaupten, habe er tatsächlich nicht mehr gerechnet. Aber das so schlechte Abschneiden der SPD bei der Gemeinderatswahl wiege nun deutlich schwerer. Was die kommende Amtszeit von Guido Willems angeht, konnte Otto deshalb nur sagen, dass er ja genug Rückhalt im Rat habe, damit die CDU machen könne, was sie wolle. „Der Rest sitzt dann da und hört zu. Was soll ich da sonst noch sagen?“
 
Noch bis zum 31. Oktober ist Bernhard Tholen Bürgermeister in Gangelt. Eine erste Last ist ihm aber schon am Wahlabend von den Schultern gefallen: „Dieser Abend ist wunderbar gelaufen. Ich weiß, dass Guido Willems ein fähiger Mann und für Gangelt ein echter Glücksgriff ist. Ich wünsche ihm, dass er alles schafft, was er sich vorgenommen hat, und ich lege die Stadt und das Amt in gute Hände.“