Das Lebenswerk der Elisabeth von Cleef in Straßennamen geehrt

11.06.2018, 10:41 Uhr | AN vom 11. Juni 2018

GANGELT. Auf Vorschlag des Gangelter Ortsvorstehers Gerhard Schütz (CDU) hat die Planstraße im Baugebiet „Erweiterung Gewerbepark Gangelt“ die Straßenbezeichnung „Elisabeth-von-Cleef-Straße“ vom Gemeinderat erhalten. Die Zustimmung zu diesem Vorschlag erfolgte einstimmig.
 

Elisabeth von Cleef war im hohen Alter von 98 Jahren am 10. August 2006 im Altenheim Burg Trips verstorben. Mit drei Jahren war sie nach Gangelt gekommen und hatte sich zeitlebens als Gangelterin verstanden. Sie hatte sich sehr intensiv mit der Geschichte ihres Heimatortes befasst und handschriftlich eine umfangreiche Chronik der Gemeinde Gangelt angelegt, die die Jahre 1922 bis 1993 umfasst. Das 660 Seiten umfassende Manuskript dieser Datensammlung ruht heute im Tresor der Gemeindeverwaltung.
 
Ortsvorsteher Schütz erläutert, warum ihm die Erinnerung an von Cleef so wichtig ist: „Nach reiflicher Überlegung habe ich als Straßennamensbezeichnung Elisabeth-von-Cleef-Straße empfohlen, weil Elisabeth von Cleef als Stadtschreiberin eine Nachfolgerin von Heinrich-Josef Otten ist. Sie passt somit sehr gut in eine Reihe von Geschichtsschreibern, die mit den Straßennamen Kritzraedtstraße, Einhardt-Straße, Heinrich-Josef-Otten-Straße geehrt wurden.“
 
Der Patensohn von Elisabeth von Cleef, Günter von Cleef, erläutert die Lebensdaten seiner Patentante, die er unter anderem auch dem Buch „Gangelt im 20. Jahrhundert“ entnommen hat. Die Chronistin Elisabeth von Cleef wurde am 27. Februar 1908 in Düsseldorf-Holthausen geboren als zweites Kind des Lehrers Wilhelm von Cleef und seiner Frau Maria. 1911 kam sie nach Gangelt, weil ihr Vater, der aus Saeffelen stammte, als Lehrer hierhin versetzt wurde. Ihre Mutter verstarb früh. 1922 wurde Elisabeth von Cleef Lehrling im Notariat in Gangelt. Sie hat hier 40 Jahre unter vier Notaren als Bürovorsteherin gearbeitet. Ihr letzter Vorgesetzter war Notar Max Hilgers. Danach arbeitete sie bis zur Pensionierung beim Finanzamt in Geilenkirchen.
 
Feierstunde im Rathaus
 
Im Jahr 1982 begann sie mit der Fortsetzung der Gangelter Chronik und knüpfte damit an Namen wie Jacob Kritzraedt und Heinrich-Josef Otten an. Jacobus Kritzraedt hatte die Stadtchronik von 824 bis 1644 erstellt. Heinrich-Josef Otten hatte die Jahre 1644 bis 1925 chronologisch erfasst. Für ihre Chronik wurde Elisabeth von Cleef damals von Gemeindedirektor Peter Brüser und Bürgermeister Heinrich Aretz (CDU) in einer Feierstunde im Rathaus geehrt. Elisabeth von Cleef arbeitete im Gangelter Mundartkreis mit. Sie war bei der Erstellung des Buchses „Gangelter Mundart - Geschichten und Erzählungen“ zusammen mit Karola und Dr. Martin Achten beteiligt. Günter von Cleef sagt über Elisabeth von Cleef: „Ihr lag die Geschichte Gangelts am Herzen.“
 
Gerhard Schütz weiß nach Rücksprache mit Verwandten von Elisabeth von Cleef, dass sie sehr erfreut sind und in vollstem Umfang die Ehrung, die ihrer Tante zugedacht ist, unterstützen. Karola Achten, die zusammen mit ihrem Mann Dr. Martin Achten viele Gespräche mit Elisabeth von Cleef führte, hat Elisabeth von Cleef als eine intelligente, kontaktfreudige, freundliche und sehr natürlich auftretende Person erlebt. Neben ihrer Arbeit im Heimat- und Mundartkreis habe sich von Cleef auch in der Folklore-Tanzgruppe um die Wahrung des Brauchtums gekümmert. Karola von Achten: „Elisabeth war stets bemüht, dass das urwüchsige Gangelter Platt nicht untergeht. Sie hat sich um den heimatdichterischen Nachlass des Schulrektors Willi Offelgeld bemüht und von dessen Söhnen bekommen.“
 
Elisabeth von Cleef hatte ihre Chronik der Gemeinde Gangelt handschriftlich verfasst. Beim Durchblättern lässt sich kein Schreibfehler entdecken. Jahr für Jahr hat sie die Ereignisse in der Gemeinde dargestellt. Unter einzelnen Tagen finden sich Einträge, die den Alltag der Menschen in Gangelt darstellen. Sie geht auf das Wetter ein und vermerkt einen 1,50 Meter großen Wirsing im Garten eines Bürgers und dass bei der Erweiterung der Grundschule Birgden gespart werden musste.
 
Diese Chronik beherbergt einen Schatz, der nicht in großen Ereignissen verborgen ist, sondern in der Authentizität, die diese Aufzeichnungen spiegeln. Derzeit digitalisiert die Gemeindeverwaltung die Kritzraedt-Chronik. Vielleicht kommen die beiden folgenden Chroniken ja auch noch an die Reihe. Elisabeth von Cleef hat ihrer Chronik diese Verse vorangestellt: „Hätt ich anstatt in hohem Alter, in jungen Jahren mit dem Werk begonnen, so wär’s gewiss viel besser wohl zustand gekommen. Sollten Fehler eingeschlichen sein, verzeiht, ich bitt’, es sollt nicht sein.“
 
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