Keine Wohnanlage an Stadtmauer

08.05.2018, 10:44 Uhr | AN vom 08. Mai 2018

Die Freifläche vor der Gangelter Stadtmauer wird nicht bebaut. Der Bauantrag für eine Mehrgenerationenwohnanlage vor der Stadtmauer wurde zurückgezogen.
 

GANGELT. Das Großprojekt Mehrgenerationenwohnen vor der Gangelter Stadtmauer ist erst einmal vom Tisch. Eigentlich hätte der Bauantrag der Bauherrengemeinschaft Christian und Matthias Conzen in der Bauausschusssitzung der Gemeinde Gangelt zur Abstimmung gestanden.
 
Wie berichtet, hatte die Gemeindeverwaltung in ihrem an den Ausschuss gerichteten Beschlussvorschlag empfohlen, den Bauantrag im Hinblick auf den Denkmalschutz abzulehnen. Am Tag der Ausschusssitzung war jedoch der Gemeindeverwaltung ein Schreiben der Bauherren, unterschrieben von Christian und Matthias Conzen, zugegangen. Das Schreiben enthält lediglich die Mitteilung: „Hiermit ziehen wir den Antrag zum Aufstellungsbeschluss für unser Vorhaben zurück.“ Das Schreiben war den Ausschussmitgliedern noch vor der Sitzung auf Wunsch von Bürgermeister Bernhard Tholen von der Verwaltung per E-Mail zugesandt worden. Die Bauausschusssitzung wurde vom 1. Beigeordneten Gerd Dahlmanns in Vertretung von Bürgermeister Tholen, der verreist ist, geleitet.
 
Dahlmanns begrüßte zahlreiche Zuschauer zur Sitzung, die teilweise applaudierten, als Dahlmanns gleich zu Beginn der Sitzung mitteilte, dass der Investor seinen Bauantrag zum Mehrgenerationenwohnen an der Burg Gangelt zurückgezogen habe. Der Tagesordnungspunkt zum Mehrgenerationenwohnen wurde somit gestrichen, eine weitere Diskussion hinfällig. Eine Frage, die sich wohl jeder stellte, der sich mit dem Thema befasst hatte, blieb an diesem Abend unbeantwortet: Was hat den Investor bewegt, so kurzfristig noch seinen Bauantrag zurückzuziehen?
 
Um den Antrag entgegen dem Beschlussvorschlag der Gemeindeverwaltung durchzukriegen, hätte es auf jeden Fall etlicher Stimmen der CDU-Fraktion bedurft. Die Fraktion hatte, wie andere auch, am Abend vor der Bauausschusssitzung über die anstehenden Themen beraten. Es ist wohl kein Geheimnis, dass es in der CDU-Fraktion Befürworter und Gegner des Projektes und wohl auch solche gibt, die ihm eher unentschlossen gegenüber stehen. Ob sich das Meinungsbild an diesem Abend so darstellte, dass der Rückzug des Bauantrages angezeigt war?
 
Vom historischen Ortsbild war in der Vergangenheit viel geredet worden. Die einen sahen in der Stadtmauer nur ein paar alte Ziegel, die anderen schützenswertes Kulturgut, das für die Entwicklung, auch die touristische, des Ortes noch bedeutsam werden könnte. Die Befürworter erkannten im Bau der Mehrgenerationenwohnsiedlung durchaus einen Gewinn für die Gemeinde, auch in Beziehung auf die Gestaltung der unmittelbaren Umgebung der Stadtmauer als parkähnliche Anlage. Die Freien Wähler hatten mehr als 1000 Unterschriften gegen das Bauvorhaben an der Stadtmauer gesammelt, sicherlich ein Indiz für die Brisanz des Themas.